Walk in different shoes
Bei uns heißt es zurzeit: Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh! Das ist kein Kindergarten-Event, sondern eine Aktion, die deutlich machen soll, dass Frauen noch immer nicht gleichberechtigt sind.
Entsprechend der Aufforderung „Walk in different shoes“ – Geht in unterschiedlichen Schuhen – schlüpften viele Clubschwestern am letzten Clubabend in zwei verschiedene Schuhe, zum Beispiel links blau, rechts gelb – die Farben von Soroptimist International, um auf die unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen hinzuweisen.
Besonders krass zeigt sich diese Differenz in der Entlohnung von geleisteter Arbeit bei gleicher Qualifikation. Frauen verdienten 2022 im Schnitt 18% weniger als Männer. Auch in den Chefetagen und in der Politik, in der katholischen Kirche, ganz zu schweigen vom Islam sind Frauen in wichtigen Positionen unterrepräsentiert.
Noch viel dramatischer zeigt sich die Ungleichheit beim Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen. In Deutschland versucht jeden Tag ein Mann, seine Frau, Freundin, Expartnerin zu töten und jeden dritten Tag gelingt dies einem. Allein in Bayern erleiden laut Staatsministerium für Familie, Arbeit, Soziales jedes Jahr 50 000 Frauen Gewalt. Sie werden gedemütigt, gequält, geschlagen, vergewaltigt, verstümmelt oder gar getötet.
Viel stummes Leid bleibt dabei noch unentdeckt. Wir im SI Club Nürnberg versuchen nach Kräften, durch Spenden, zum Beispiel an die frauenBeratung Nürnberg, den Kinderschutzbund, den Verband alleinerziehender Väter und Mütter, für die Aktion „Mein Körper gehört mir“, aber auch durch Öffentlichkeitsarbeit wie die momentane Schuhaktion alles zu tun, was wir können, um die Situation sichtbar zu machen und gegen Gewalt an Frauen und Kindern anzukämpfen.
Als NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) treten wir Soroptimistinnen für die Durchsetzung der Istanbul-Konvention zur Prävention und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt ein. Deutschland hat vor fünf Jahren diese internationale Übereinkunft unterschrieben, aber die Lage der weiblichen Bevölkerung hat sich seitdem nicht wesentlich verbessert.
Trotz der Ernsthaftigkeit des Anliegens hatten wir Schuhdemonstrantinnen richtig viel Spaß bei unserer kleinen Schuhmodenschau. Vom Stiletto über Ballerines, Pumps, Cowboystiefel, Overknees, Chucks, Sneakers, Sportschuhen, Quadratlatschen bis zu Gummisstiefeln war alles Mögliche im wahrsten Sinn des Wortes vertreten, wieder einmal ein Beweis für unsere Vielfalt. Und so mancher Beobachter fragte nach. Da legten wir los und erklärten, dass theoretische Gleichberechtigung, im Grundgesetz garantiert, und die traurige Realität immer noch zwei Paar Schuhe sind.
Text: Maria Bulheller-Meyer